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Detailbericht HLF (16.05.2017)

Am 6. Mai 2017 wurde das „HLF Guntramsdorf“ durch Pfarrer Dr. Josef Wilk gesegnet und vom Bürgermeister Robert Weber, Msc., seiner Bestimmung an die Freiwillige Feuerwehr Guntramsdorf übergeben.

Die Planungsphase

1992 wurde, aufgrund der damaligen NÖ Mindestausrüstungsverordnung für Freiwillige Feuerwehren, ein Tanklöschfahrzeug 2.000 mit Allradantrieb auf ÖAF 12-232 angeschafft. Nach nun 25 Jahren Einsatzdienst, 21.000 gefahrenen Kilometern und guten Diensten, ist dieses Tanklöschfahrzeug in die Jahre gekommen, die Gerätschaften veraltet und so wurde es, nach der neuen Feuerwehrausrüstungsverordnung, gegen ein der Baurichtlinie „HLF 3“ entsprechendes Fahrzeug ersetzt.
Die Arbeitsgruppe hatte sich bereits seit Herbst 2015 mit der Neuanschaffung beschäftigt, andere Feuerwehren mit Neufahrzeugen besucht, die Vorgaben (Baurichtlinie des NÖ Landesfeuerwehrverbandes) berücksichtigt, sowie die Bedarfsausrüstung evaluiert. Ebenso wurden von verschiedenen Herstellern Angebote für den Neuankauf eingeholt.
Am Ende der Planungsphase wurde dann von der BBG (Bundesbeschaffung GmbH) der Abschluss einer Ausschreibung für „Hilfeleistungsfahrzeuge 3“ bekanntgegeben, welchen der Feuerwehraufbauhersteller ROSENBAUER INTERNATIONAL AG für sich entscheiden konnte. Die Details der Ausschreibung wurden infolge von der Arbeitsgruppe positiv aufgenommen und bewertet.
Die großen Vorteile bei der Beschaffung über die BBG lagen in der Preistransparenz, der Kosteneinsparung aufgrund der Bündelung großer Stückzahlen österreichweit, sowie der Rechtssicherheit durch umfangreiche juristische Betreuung. Außerdem konnte auf eine aufwendige und langwierige Ausschreibung innerhalb der EU verzichtet werden.
Nachdem zu diesem Zeitpunkt von der Arbeitsgruppe bereits alle notwendigen Details über Löschwasser- und Schaumtank, Besatzung und Ausrüstung geklärt waren, konnte das „HLF 3“ als eines der ersten Fahrzeuge dieser Bauart nach Einholung eines Konkretisierungsangebotes und Freigabe der Bestellung durch den NÖLFV über den E-Shop der BBG abgerufen und bestellt werden.

Ein neues Feuerwehrfahrzeug entsteht

Das Fahrzeug mit der taktischen Bezeichnung HLF-A 3000/150 wurde auf einem MAN 18.340 TGM 4 x 4 Fahrgestell mit 3.900 mm Radstand und automatisiertem Schaltgetriebe von der Firma Rosenbauer in Leonding gefertigt. Es wurde bewusst dieser Radstand gewählt, da bereits ein Tanklöschfahrzeug mit selben Radstand dem Fuhrpark angehört, mit dem gute Erfahrungen gemacht wurden und um die Wendigkeit in Gassen mit engen Kurvenradien gewährleisten zu können. Ebenso wurde die Gewichtsvariante mit 18,6 t sowie zusätzliche Sicherheitsfeatures wie ESP (elektronisches Stabilitätsprogramm) und ein Stabilitätspaket für das Fahrgestell gewählt. Dieses umfasst einen zusätzlichen Wank- und Umkippschutz mit elektronischem Bremssystem und Motormanagement kombiniert, straffere Stoßdämpfer für geringere Aufbauschwingungen, sowie verstärkte Stabilisatoren an der Hinterachse für die schnellere Unterdrückung einer Wankneigung.
Die Besatzung wurde mit 1:6 gewählt, wobei 2 AS-Gerätehalterungen gegen die Fahrtrichtung und eines in Fahrtrichtung montiert ist. Entscheidend für diese Sitzanordnung war die bessere Durchsicht aus dem Mannschaftsraum nach vorne, sowie die Kommunikation zwischen Gruppenkommandant und AS-Truppführer, der seinen Platz in Fahrtrichtung findet. Dieser kann dann auch besser mit seinen beiden Truppmännern, die ihm links und rechts gegenüber sitzen kommunizieren. Weiters wurde durch diese Anordnung die Bewegungsfreiheit und das Platzangebot beim Anlegen der Atemschutzgeräte während der Fahrt für jeden einzelnen Geräteträger verbessert.
Das Fahrzeug ist mit einer Normaldruckpumpe N 35 ausgestattet, über dem Pumpenbedienstand im Heck befindet sich eine Schnellangriffseinrichtung mit 40 m Schlauchlänge. Die Entscheidung für einen 3.000 Liter Löschwassertank wurde aus einsatztaktischer Sicht getroffen, da sich im Ausrückebereich mehrere Tiefgaragen mit ortsfesten Löschwasseranlagen in trockener Ausführung befinden, welche annähernd das max. Füllvolumen von 2.000 l lt. TRVB 128 S erreichen. Somit steht nach dem Befüllen ausreichend Löschwasser für den ersten Löschangriff zur Verfügung, bevor eine Zubringleitung aufgebaut werden kann. Weiters wurde das HLF 3 mit einem Schaumdruckzumischsystem „Digimatic 42“ sowie einem 150 l fassenden Schaummitteltank ausgestattet. Dieser ist mit einem hochkonzentriertem, niedrig viskosen, alkoholbeständigem AFFF Schaummittel gefüllt, welches sowohl bei nicht polaren Kohlenwasserstoffen als auch bei polaren und stark schaumzerstörenden Produkten mit 1 % Zumischrate dem Löschwasser beigemengt wird. Dieses Schaummittel wurde gewählt, da sich im Einsatzbereich 2 SEVESO Betriebe sowie eine Firma mit großen Lagerstand an Parfümartikeln befinden.
Neben der 50 kN Rotzler Treibmatic Seilwinde an der Fahrzeugfront befinden sich ein C-Druckabgang sowie eine Box, in der 2 C-Druckschläuche, sowie ein Hohlstrahlrohr gelagert werden. Von hier kann z.B. ein brennender PKW abgelöscht werden, wenn das HLF selbst als Absicherung eingesetzt wird. Der Maschinist kann die Einbaupumpe von der Bedieneinheit im Fahrerhaus in Betrieb nehmen, sowie den vorderen Ausgang öffnen. Auch die seitlichen Geräteräume bzw. Auftritte können geschlossen bleiben, da die Löschleitung im sicheren Bereich vor dem Fahrzeug angeschlossen und ausgelegt werden kann. Weiters dient der vordere Ausgang zum Betrieb einer Straßenwaschanlage, welche im Feuerwehrhaus gelagert wird, und nur bei Bedarf am Zugmaul an der Fahrzeugfront angebracht wird.
Für die zusätzliche Sichtbarkeit bei Einsatzfahrten wurden an der Fahrzeugfront 4 Stück LED Blitzleuchten sowie links und rechts seitlich vorne an der Stoßstange sogenannte „Kreuzungsblitzer“ verbaut, um auch das einfahrende Einsatzfahrzeug in einem Kreuzungsbereich besser zu erkennen. Hinten wurden, unter den Heckblitzleuchten, noch zusätzlich 2 Stück LED Blitzleuchten und über der Heckklappe des Pumpenbedienstandes eine Verkehrsleiteinrichtung, ebenfalls in LED-Ausführung, verbaut. Die untere und seitliche Fahrzeugkontur an der Rückseite wurde noch zusätzlich mit rot-gelber hochsichtbarer Folie beklebt. Diese Beklebung erfolgte im Herbst 2016 bei allen im Fuhrpark befindlichen Einsatzfahrzeugen.
Beim Einlegen der Feststellbremse schaltet sich automatisch die „Unterbodenbeleuchtung“ im Bereich der Einstiege und Geräteräume ein. Diese ermöglicht der Einsatzmannschaft bei Dunkelheit bessere Sicht auf den Boden im Umfeldbereich des Fahrzeuges. Zur Ausleuchtung an der Einsatzstelle stehen an jeder Fahrzeugseite je 6 Stück LED Scheinwerfer als Umfeldbeleuchtung zur Verfügung, außerdem verfügt das Fahrzeug über einen pneumatisch ausfahrbaren Lichtmast mit 6 LED Scheinwerfern.

Die Ausrüstung

Das „HLF Guntramsdorf“ rückt zu allen Einsätzen als erstes Fahrzeug aus, dementsprechend wurde auch die Ausrüstung so gewählt, um ein möglichst großes Spektrum an Einsatzszenarien abdecken zu können. Neben der Pflichtbeladung für Brandeinsätze wurden zusätzlich 2 mobile Rauchabschlüsse (70 – 118 cm und 110 – 152 cm) aufgerüstet, 2 Waldbrandrückenspritzen (Löschrucksäcke), ein Fognail-Kombinagel mit Weit- und Breitsprühdüsen samt Zubehör und ein elektrischer mobiler Hochleistungslüfter mit Wassernebeleinheit. Dieser kann auch in Verbindung mit dem Schaumdruckzumischsystem als Leichtschaumgenerator eingesetzt werden. Des Weiteren steht eine Wärmebildkamera vom österreichischen Hersteller ACTIVE PHOTONICS zur Verfügung. Hierbei handelt es sich um das Modell „Hornet Micro“, welche im Zuge einer Beschaffungs-/Förderaktion des NÖ Landesfeuerwehrverbandes angekauft wurde. Auf eine Saugausrüstung wurde bewusst verzichtet, da sich noch 2 weitere Tanklöschfahrzeuge mit dementsprechender Ausrüstung im Fahrzeugstand befinden, eines davon sogar mit zusätzlicher Tragkraftspritze ausgestattet.
Für technische Einsätze mit eingeklemmten Personen wurde ein hydraulisches Rettungsgerät der Firma LUKAS (P 650 SE) im GR 2 verbaut. Dieses besteht aus Schere (S 510), Spreizer (SP 310) und 2 Rettungszylindern (R 414 und R 422). Zur weiteren Ausrüstung zählen eine Bereitsstellungsplane, Unterbaumaterial „Auto-Crib“, Magnetdecken und Holmschützer, eine Scheibenklebefolie sowie div. Absicherungsmaterialien.
Eine Motorrettungssäge, eine Motorkettensäge, alle Anschlagmittel sowie Hebekissen mit 12 bar Betriebsdruck wurden im GR 2 untergebracht.
Da sich im Ausrückebereich drei Bahnlinien befinden, wo sich immer wieder Unfälle mit Personen ereignen, wurden 2 Stück Hydraulikheber mit einer Hubkraft von je 20 kN in einem Fach unter dem rechten Einstieg in die Mannschaftskabine untergebracht.
Die gesamte Schadstoffausrüstung wurde im GR 4 untergebracht. Für jeden Schutzanzuggeräteträger steht dort eine eigene Box mit einem Schutzanzug Schutzstufe 2, säurefesten Gummistiefel und Chemieschutzhandschuhen zur Verfügung. 2 Auffangwannen „Otter“ (160 und 500 Liter), Ölwehr-Notbesteck und pneumatische Rohrdichtkissen zählen ebenfalls zur Ausrüstung. Ein Mehrgasmessgerät von DRÄGER (X-am 2500) mit CO, Methan und Sauerstoffsensor wird im Mannschaftsraum gelagert.
Der Sprungretter SP 16 von VETTER ist im GR 4 untergebracht.
Auf der Dachfläche befindet sich eine 3-teilige Schiebeleiter auf manueller Absenkvorrichtung, eine Universalleiter, 4 Steckleiternteile mit Fußverbreiterung und Steckleiteraufsatz sowie ein Wasserwerfer. In der Dachbox sind die Rettungswanne (das Spineboard ist an der Decke im Mannschaftsraum gelagert), Pölzrohre und Pölzholz, eine Astsäge mit Teleskopstiel sowie Einreiß- und Ausräumhaken untergebracht.
Bei der Konzipierung des Fahrzeuges ist es gelungen, alle Gerätschaften für Einsatzarten in jeweils einen bzw. zwei Geräteräumen zusammenzufassen. So sind z.B. alle Gerätschaften für Brandeinsätze ausschließlich in den Geräteräumen 5 und 6 untergebracht, die Schadstoffausrüstung im GR 4, die technische Ausrüstung im GR 2, Stromerzeuger mit Zubehör (Betankungsgarnitur, Treibstoffkanister, etc.), Stromschnellangriff mit selbstrückspulender Haspel, Kabeltrommeln, Akku-LED Lichtfluter, etc. im GR 1. Weiters befinden sich auch 2 Tauchpumpen (Nautilus 4/1 und 8/1), ein Nasssauger samt Zubehör sowie Gummischieber im GR 1. Auch Besen, Schaufeln, Müllsäcke und Ölbindemittel sind in diesem Geräteraum gelagert. Schlagbohrmaschine, Winkeltrennschleifer, Dremel-Multifunktionsgerät und eine Säbelsäge sind im GR 3, in Alukoffern in Modulbauweise der Firma BOTT untergebracht.
Für Erste-Hilfe Maßnahmen steht ein Rucksack mit Beatmungseinheit, Defibrilator sowie umfangreiches Equipment für lebensrettende Sofortmaßnahmen zur Verfügung.
Für das Handwerkzeug wurde, wie auch für das Türöffnungswerkzeug und die Absturzsicherung, je ein Rucksack gewählt. Diese weisen ein geringes Eigengewicht auf und können somit besser und leichter getragen bzw. transportiert werden. Auch das Aufziehen mittels Leine ist möglich.

Fazit

Mit diesem Fahrzeug steht der Freiwilligen Feuerwehr Guntramsdorf ein schlagkräftiges Erstangriffsfahrzeug mit optimaler Abstimmung der Ausrüstung zur Verfügung. Dieses Fahrzeug wird bei technischen Einsätzen in Kombination mit dem schweren Rüstfahrzeug eingesetzt, bei Brandeinsätzen gemeinsam mit dem TLF-A 4000 und dem TLF-A 2000, die Schadstoffkomponente wird mit dem KDOF, HLF und LAST mit Rollcontainern gebildet.

Für Besichtigungen oder Rückfragen steht die Freiwillige Feuerwehr Guntramsdorf gerne zur Verfügung!